Die Augsburger Privatschule Hermann-Schmid-Akademie (HSA) wird nach Ende des aktuellen Schuljahres den Betrieb einstellen. Betroffen von der Schließung sind 560 Schüler in der Rudolf-Diesel-Realschule, der Wirtschaftsschule, zwei Berufsfachschulen und der Technikerschule. Vergangenes Jahr geriet die Akademie ins Visier der Staatsanwaltschaft.
Von „ungerechtfertigten Vorwürfen“ sprach am Freitag HSA-Prokuristin Nicole Schmid. Dadurch sei „der Ruf der Akademie beschädigt worden“. Es gelinge der HSA daher nicht, auf dem ohnehin angespannten Arbeitsmarkt ausreichend Lehrkräfte für einen qualitativ hochwertigen Schulbetrieb zu rekrutieren.
Gegen Ende vergangenen Jahres hatten Beamte der Kriminalpolizei und der Vertreter der Staatsanwaltschaft Augsburg wegen des Verdachts auf Subventionsbetrug die Büros der HSA und die Wohnungen des Geschäftsführers und seiner Tochter untersucht. „Entgegen einzelner Berichte haben wir alle Lehrkräfte stets angemessen honoriert“, versicherte Schmid am Freitag. Die korrekte Bezahlung sei gegenüber der Regierung von Schwaben nachgewiesen worden. „Zudem sind alle Schulspenden ausnahmslos ordnungsgemäß verwendet worden“, so die Prokuristin. Diesbezüglich waren Ende vergangenen Jahres zudem Zweifel aufgekommen, denn die Eltern der Schüler können monatlich zusätzlich zum Schulgeld freiwillig einen Beitrag spenden.
Wenn Fehler bei der Beantragung von Fördergeldern für den Schulbetrieb gemacht worden seien, dann wäre dies ohne jeden Vorsatz geschehen. Eine Klärung dieser Vorwürfe stehe noch aus. „Wir bedauern diese Entwicklung sehr. Vor allem der weitere schulische und berufliche Weg unserer Schüler liegt uns sehr am Herzen“, verkündete Schmid.
Es sei daher das Ziel, den annähernd 200 Schülern der fünf Schulen, die im Sommer ihren Abschluss machen, die Abschlussprüfung in einem geordneten Verfahren zu gewährleisten. Die Regierung von Schwaben werde die Prüfungen begleiten. Alle Schüler, deren Ausbildung nicht im Sommer endet, sollen bis zum Schuljahresende „in gewohnter Qualität unterrichtet“ werden. Dies sind 180 Schüler in den beruflichen Schulen und rund 180 in der Realschule. Schmid sagte zu, dass alle für dieses Schuljahr geschlossenen Verträge eingehalten würden.
„Mit Unterstützung der Stadt Augsburg und der Regierung von Schwaben setzen wir uns dafür ein, anschließend einen geordneten Übergang auf andere Schulen in der Region Augsburg zu gewährleisten“, versprach die HSA-Prokuristin. Alle Schüler sollten demnach an öffentliche oder andere private beziehungsweise kirchliche Schulen wechseln können. Die Organisation werde mit den Schulträgern abgestimmt. Die Schüler müssten daher nicht selbst mit neuen Schulen in Kontakt treten. Bildungsreferent Hermann Köhler sicherte den Wirtschaftsschülern an der HSA zu, dass die Reischlesche Wirtschaftsschule für sie zur Verfügung stehe.
Gegründet wurde die HSA im Jahr 1988. Vor fünf Jahren bezog sie einen Neubau in Augsburg-Kriegshaber, in den 22 Millionen Euro investiert wurden. Hierfür habe die Akademie laut Schmid bis heute keine staatlichen Zuschüsse erhalten.
Kauft die Stadt Augsburg die Schulgebäude?
Unklar ist, wie es mit den Schulgebäuden nun weitergehen soll. „Ein Erwerb des Schulgebäudes und der dazugehörenden Schulgrundstücke könnte maßgeblich dazu beitragen, dringend benötigten zusätzlichen Schulraum in der Stadt unverzüglich anbieten zu können“, teilte die Stadtverwaltung im Nachgang der Pressekonferenz schriftlich mit. So soll über Erweiterungsflächen für das Peutinger Gymnasium nachgedacht werden.
Die Augsburger CSU sprach sich bereits positiv für den Erwerb der Liegenschaften aus. SPD-Landtagsabgeordneter Harald Güller warnte hingegen vor „überstürzten Angeboten, die Schulgebäude vonseiten der Stadt zu kaufen.“ Priorität habe nach Ansicht der Sozialdemokraten nun die Zukunft der Schüler. Die Stadt will am Montag Perspektiven vorstellen, der Stadtrat diskutiert über einen möglichen Kauf der Grundstücke am 19. März.
70 Lehrer von Schließung betroffen
Von der Schließung der Hermann-Schmid-Akademie sind circa 70 Lehrkräfte betroffen. Für Montagabend laden die Verantwortlichen zu einem Informationsabend ein und unterrichten die Betroffenen über das weitere Vorgehen. Die Eltern der Schüler haben bis 18. März Zeit, sich eine neue schulische Heimat für ihre Sprösslinge auszusuchen und ihre Wünsche dem Ministerialbeaufragten mitzuteilen.
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