Ein "im Geheimen fertig geplantes Festival mit Tusch und Paukenschlag zwei Monate vor Beginn der Öffentlichkeit zu präsentieren", ergibt für die künstlerischen Leiter Jürgen Kuttner und Tom Kühnel in Zeiten großer Unwägbarkeiten wenig Sinn. Nur allzu schnell könne sorgfältig Geplantes von jetzt auf gleich unmöglich werden. Deswegen machen die beiden Festival-Leiter den Entwicklungsprozess selbst nun sichtbar und zum Teil des Programms.
Analog zu Bertolt Brechts Arbeitsjournal, von 1938 bis 1955, lässt das Brechtfestival sein Publikum ab sofort über einen Online-Blog hinter die Kulissen der Festival-Entstehung blicken. Die lose Dokumentation erscheint im Wechsel mit Texten von oder über Brecht oder von Künstlerinnen, die im Umfeld von Brecht wirksam waren. Der als Arbeitsjournal veröffentlichte Text von Bertolt Brecht ist ein Tagebuch, in dem er zwischen 1938 und 1955 Notizen über künstlerische Arbeiten und Anmerkungen zur politischen Situation niederschrieb.
"Genauso wie Brecht sein kreatives Schaffen dokumentierte, wollen auch wir unseren Prozess offenlegen", heißt es von den künstlerischen Leitern. "Mit den Einträgen in unserem Arbeitsjournal werden wir Brecht, sein Werk und das Kollektiv, das ihn umgab, umkreisen. Helene Weigel, Elisabeth Hauptmann, Margarethe Steffin, Ruth Berlau und einige andere waren wichtige Mitarbeiterinnen für Brecht. Ihre künstlerischen Beiträge standen allerdings lange im Schatten der öffentlichen Figur, die Brecht nach außen darstellte." Ganz im Gegensatz zu deren Rollen als Brechts Freundinnen oder Geliebte.
Mit Zeitzeugnissen, Schnipseln und Fundstücken aus den Archiven soll das spannungsreiche Verhältnis in Brechts Kollektiv dokumentiert werden. "Dazwischen mischen sich Momentaufnahmen aus unserem eigenen, von den Folgen der Corona-Pandemie gebeutelten Arbeitsstand", so die Festival-Macher. (pm)
Mehr unter www.brechtfestival.de.
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