Die Suchtberatungsstelle Weißenburg lud in der vergangenen Woche zum Jahrestreffen ein. Die Suchtberater analysierten das Jahr 2017 und zogen Bilanz. Obwohl die Suchtberatungsstelle des Diakonischen Werkes im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen seit 1980 existiert, werden immer noch Fragen gestellt wie: „Gibt es überhaupt Drogen auf dem flachen Land?“
Ja, die gibt es. Die Drogenszene wird öffentlich nicht so sichtbar wie in den Großstädten, sie ist kleiner, privater und damit versteckter. Die Bezugsquellen für Drogen haben sich um das Internet erweitert und nur ab und zu erscheinen Meldungen der Polizei in der Presse, wenn jemand im Straßenverkehr auffällt oder bei einer Kontrolle erwischt wird.Dennoch werden auch in unserem Landkreis natürlich Drogen konsumiert, vor allem von männlichen Jugendlichen, die experimentierfreudig sind und ihre persönlichen Grenzen ausloten möchten. Ob der Stoff legal ist, interessiert dann nur am Rande und die Folgen einer strafbaren Handlung werden unterschätzt.
Die Sozialpädagogin Svenja Memet bietet seit Jahren in der Beratungsstelle spezielle Seminare für junge Drogenkonsumenten an, die erstmalig auffällig werden und dann von der Staatsanwaltschaft die Chance bekommen, durch die Teilnahme an diesem Kurs einer Strafe zu entgehen.
Im Jahr 2017 wurden in Weißenburg in der Schwärzgasse und in der Nebenstelle in Gunzenhausen am Hindenburgplatz 541 Personen beraten und fast 2500 Gespräche geführt. Ein Drittel der selbst Betroffenen konsumierte illegale Drogen, 59,1 Prozent nannten Alkohol als ihr Hauptproblem.Bei den illegalen Drogen dominiert Cannabis (17,2 Prozent) und dann folgen die Opioide (6,8 Prozent). Auch Stimulanzien sind weiterhin sehr beliebt (4,7 Prozent). Die Zahl der Glücksspieler schwankt von Jahr zu Jahr. Insgesamt hat sich der Suchtbegriff immer mehr erweitert, von den reinen Rauschdrogen hin zu den sogenannten Verhaltenssüchten. Dazu zählen neben dem Glücksspiel auch der exzessive Medienkonsum oder auch Essstörungen sowie Kaufsucht.
Mehr süchtige Männer als Frauen
Von einer Gleichheit bei der Geschlechterverteilung kann bei den Beratungen keine Rede sein: 70 Prozent der Ratsuchenden waren Männer. Dies lässt sich durch die vermehrte Beratung meist männlicher drogenkonsumierender Jugendlicher erklären und natürlich durch die deutsche Volksdroge Nummer eins, den Alkohol, bei dessen Konsum ebenfalls die Männer dominieren.Die Zahl der MigrantInnen (selbst migriert oder als Kind von MigrantInnen geboren) ist leicht von 17,8 Prozent auf 18,6 Prozent gestiegen.Die Altersspanne der KlientInnen reicht von Minderjährigen bis zu Menschen über 80, zwei Drittel (67,9 Prozent) sind zwischen 25 und 54 Jahre alt.